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Stellenwert Immuntherapie

 

Oxford-Debatte auf dem Krebskongress 2018 in Berlin

 

 

Sind Immuntherapien der neue Therapiestandard in der Neuroonkologie?

 

Die Bedeutung bestimmter Diagnose- und Therapieverfahren wird von Fachleuten oft sehr unterschiedlich eingeschätzt. Was für manche ein hilfreiches Mittel zur optimalen Versorgung der Patienten darstellt, halten andere für verzichtbar oder gar schädlich.

Auf dem 33. Deutschen Krebskongress, der vom 21. bis 24. Februar in Berlin stattfand, wurden einige Hypothesen und offene Fragen aus dem Bereich der Neuroonkologie im Rahmen sogenannter Oxford-Debatten diskutiert. Hierbei wird nach einer kurzen Einführung in die Thematik zunächst die aktuell vorherrschende Meinung des Auditoriums abgefragt. Anschließend treten abwechselnd Pro-und Kontra-Referenten ans Pult, um die Zuhörer vom jeweiligen Standpunkt zu überzeugen. Die abschließende Abstimmung zeigt, welche Position sich unter den Anwesenden mehrheitlich durchsetzt.

 

Angesichts des erfolgreichen Einsatzes von Immuntherapien bei verschiedenen Krebserkrankungen stehen entsprechende Verfahren seit einiger Zeit auch im Fokus der Neuroonkologie. Auf dem Krebskongress in Berlin wurde in mehreren Sitzungen der aktuelle Stand der Immuntherapie in der Behandlung von Hirntumoren vorgestellt. Anschließend widmete sich eine Oxford-Debatte der Frage, inwieweit sich diese Therapiekonzepte künftig etablieren könnten.

 

Auch wenn alle Diskutanten darin übereinstimmten, dass immuntherapeutische Verfahren gegenwärtig noch nicht die Reife zum Therapiestandard aufweisen, votierte die Mehrheit zugunsten der Immuntherapie in der Neuroonkologie.

 

Zwar zeigten klinische Studien immuntherapeutischer Ansätze bei malignen Gliomen bislang kaum Erfolge. Die Befürworter gehen jedoch davon aus, dass inzwischen zahlreiche Hinweise vorliegen, wie sich das Potential der Immuntherapien künftig besser ausschöpfen lässt.

 

Dazu gehört zum Beispiel die Etablierung von Biomarkern, die auf ein besseres Ansprechen der Tumoren hindeuten. Des Weiteren sehen Befürworter gute Chancen in personalisierten Ansätzen, die auf den individuellen Eigenschaften des Tumors und des Immunsystems der Patienten basieren. Der alleinige Einsatz von Checkpoint-Inhibitoren bei Gliomen wurde übereinstimmend als wenig Erfolg versprechend eingeschätzt. Die Befürworter wiesen jedoch auf ein größeres Potential dieser Wirkstoffe beispielsweise bei hypermutierten Glioblastomen oder in Kombination mit der Anwendung einer Strahlentherapie hin.

 

Abschließend lässt sich zugunsten der Immuntherapie zur Behandlung von Hirntumoren festhalten, dass derzeit auch in Deutschland mehrere klinische Studien laufen oder für die nahe Zukunft geplant sind.

 

BjDr 27.02.2018