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Therapie

Behandlung von Hirntumoren

Interview mit Neurologe PD Dr. Herwig Strik

Klinik für Neurologie der Universität Marburg

 

 

Wie lange wird eine Chemotherapie in der Erstbehandlung durchgeführt?

Die Dauer einer Chemotherapie hängt vom eingesetzten Therapeutikum ab. Bei ACNU, BCNU und Temozolomid zum Beispiel werden in der Regel sechs Zyklen durchgeführt. Das entspricht einer Dauer von 6 Monaten. Eine bessere Wirkung durch eine längere Behandlung ist derzeit (März 2011) nicht wissenschaftlich belegt.

 

 

Welche Beeinträchtigungen verursacht die Strahlentherapie des Kopfes?

Die Strahlentherapie verursacht neben Haarausfall und einer meist milden Hautrötung häufig ab etwa der Hälfte der Behandlungsdauer eine etwas verstärkte Tagesmüdigkeit.

 

 

Welche Beeinträchtigungen verursacht die Chemotherapie?

Die Chemotherapie führt unter dem Temozolomidschema zu einer mäßiggradigen Übelkeit, die durch Medikamente vermeidbar ist. Bei Schemata, bei denen (nach Wiederwachstum) geringere Wirkstärken an mehr Tagen im Monat verabreicht werden, wird eher trockene Haut, Verstopfung und ebenfalls Tagesmüdigkeit beobachtet. All diese Symptome sind jedoch meist leicht, so dass manche Patienten unter der Chemotherapie sogar vollschichtig arbeiten.

 

 

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es, wenn der Tumor wieder wächst?

Jede der drei Behandlungsarten Operation, Bestrahlung und Chemotherapie kann erneut erwogen werden. Dabei ist die Aussicht auf Erfolg umso besser, je kleiner der wiedergewachsene Tumor und je besser der Zustand des Patienten ist. Eine Zweitbestrahlung sollte stereotaktisch geplant werden. Für eine erneute Chemotherapie kommt insbesondere ein anderer Wirkstoff oder eine veränderte beziehungsweise anders verteilte Dosis des Chemotherapeutikums infrage. Mögliche weitere Behandlungsarten müssen individuell mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

 

 

Wie verhält sich der ideale Patient im Rezidivfall aus Sicht des Arztes?

Die wichtigste Voraussetzung für einen optimalen Behandlungserfolg ist ein vertrauensvolles Arzt-Patientenverhältnis. Das heißt nicht, unkritisch zu sein. Aber z.B. das Einholen von mehr als zwei zusätzlichen Expertenmeinungen ist oftmals nicht zielführend. Ganz wichtig ist, dass auf Dauer ein Arzt die Koordination in der Hand behalten kann. Auch ist es für den Patienten wichtig, die ärztlichen Empfehlungen zu beachten und dem behandelnden Arzt ausgeprägte Veränderungen des Gesundheitszustandes mitzuteilen.

 

 

Was ist von "alternativen" Behandlungen zu halten, wie z.B. Misteltherapie?

Diesen Behandlungsmethoden ist gemeinsam, dass eine Wirksamkeit auf das Tumorwachstum bislang nicht nachgewiesen wurde und deshalb aus ärztlicher Sicht keine aktive Behandlungsempfehlung gegeben werden kann. Die Behandlung sollte sicher, nebenwirkungsarm und außerdem kostengünstig sein und vor allem den Erfolg der Standardbehandlung nicht gefährden. Dann ist wenig dagegen einzuwenden. Ob all diese Punkte erfüllt sind, ist aber für Patienten nicht immer leicht zu erkennen. Scheuen Sie sich deshalb nicht, Ihren behandelnden Neuroonkologen darauf anzusprechen. Er sollte auch zu diesen Therapieformen kompetent und sachlich Stellung nehmen.

 

© Deutsche Hirntumorhilfe e.V.

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