Fördermitglieder helfen dauerhaft


Deutsche Hirntumorhilfe e.V. - Facebook

Palliativmedizin

Palliativmedizin bei Hirntumorpatienten

Interview mit Onkologe Dr. Jorge Riera-Knorrenschild

Klinik für Hämatologie und Onkologie Universität Marburg

 

 

Was ist Palliativmedizin, was kann sie leisten?

In der Definition der WHO von 2002 ist es so zusammengefasst: „Die Palliativmedizin dient der Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Angehörigen, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung konfrontiert sind. Dies geschieht durch Vorbeugung und Linderung von Leiden mittels frühzeitiger Erkennung, tadelloser Beurteilung und Behandlung von Schmerzen und anderen Problemen physischer, psychosozialer und spiritueller Natur.“

 

Dies verdeutlicht, dass die Palliativmedizin nicht nur Aufgabe von Ärzten und Fachkrankenschwestern ist, sondern der Vernetzung mehrerer Berufsgruppen (wie Krankengymnastik, Überleitungspflege, Psychologen, Seelsorger, Sozialarbeiter, Ehrenamtliche….) bedarf.

 

Für Patienten im Krankenhaus steht zunächst die Stabilisierung des Gesundheitszustandes im Vordergrund mit dem Ziel, eine Entlassung in ein vorbereitetes häusliches Umfeld zu ermöglichen. Sollte dies nicht mehr möglich oder der schwerkranke Patient bereits zu Hause sein, so kann im Idealfall die Palliativmedizin dazu beitragen, dass dieser bis zuletzt im Umfeld seiner Familie unter menschenwürdigen Bedingungen lebt. Die Palliativmedizin hilft auch den Angehörigen, mit dieser schweren Situation umzugehen.

 

 

Wann kann Kontakt mit der Palliativmedizin aufgenommen werden?

Zunächst muss der Kranke in Anwesenheit seinen Angehörigen vom behandelnden Arzt über die Krankheit und die grundsätzliche Prognose aufgeklärt sein. Dann kann eine Kontaktaufnahme mit einem Palliativmediziner erfolgen, insbesondere wenn der Patient Beschwerden hat oder diese in naher Zukunft zu erwarten sind.

 

Die frühzeitige Kontaktaufnahme hat den Vorteil, dass man schon im Vorfeld ein tragendes Netzwerk aufbauen kann und, dass der Patient und dessen Angehörige nicht allein gelassen werden. Zu erwartende Probleme können schon im Vorfeld besprochen und Krisensituationen gemeinsam bewältigt werden. Bei seelischen Nöten, die bei der Konfrontation mit einer möglicherweise unheilbaren Erkrankung auftreten, ist der Einsatz eines Psychologen oder auch Seelsorgers sinnvoll.

 

 

Bedeutet Palliativmedizin, dass keine Hoffnung mehr besteht?

Für Betroffene bedeutet das nicht das Ende aller Hoffnung. Es ist allerdings unsere Pflicht als Ärzte, in einer Situation, in der wir kaum eine Heilung erwarten, dies den Patienten und ihren Angehörigen aufrichtig zu vermitteln. Nur so lässt sich ein tragfähiges Vertrauensverhältnis schaffen.

 

Eine Operation, eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie können in bestimmten Situationen mehr Schaden als Nutzen anrichten. Der Verzicht auf diese Maßnahmen bedeutet nicht, dass nichts getan wird, denn die Linderung der Beschwerden steht dann ganz im Vordergrund. Gerade hier ist die umfassende Versorgung des Betroffenen umso wichtiger, damit die Lebensqualität trotz der Umstände so hoch wie möglich gehalten werden kann. Dies ist eine anspruchsvolle Aufgabe für alle.

 

 

Kann trotz Palliativmedizin noch eine Tumorbehandlung erfolgen?

Eine palliativmedizinische Behandlung schließt eine Tumorbehandlung keineswegs aus. Es gilt Beschwerden zu lindern, hierzu bedienen wir uns aller modernen Möglichkeiten der Medizin.

 

 

Was ist ambulante Palliativversorgung?

Im Rahmen der ambulanten Palliativversorgung werden Palliativpatienten im häuslichen Umfeld versorgt. Hierzu gibt es vielerorts Netzwerke, welche die Klinik, den Hausarzt und das „Palliative Care Team“ (PCT) miteinander verbinden.

 

Das PCT besteht aus spezialisierten Pflegekräften, Palliativmedizinern, ehrenamtlichen Helfern, Seelsorgern, Psychologen und Menschen, die sich um die psychosozialen Belange kümmern. Eine Versorgung im Rahmen dieses Netzwerkes nennt sich spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Hier bekommen Patienten und Angehörige die Möglichkeit, rund um die Uhr über ein Notfalltelefon schnelle Hilfe zu erfahren.

 

In einer Patientensammelmappe ist hierfür eine Notfalltelefonnummer hinterlegt. In dieser Mappe befindet sich auch ein aktueller Arztbrief mit Medikamentenverordnung (einschließlich Bedarfsmedikation). Ein gegebenenfalls eintreffender Notarzt hat so einen schnellen Überblick und kann seine Maßnahmen über die angegebenen Kontaktdaten auch mit Kollegen abstimmen. Dadurch lassen sich Krisensituationen besser meistern und ein häuslicher Verbleib ist vielfach möglich. Damit werden vermeidbare Krankenhauseinweisungen seltener, was in der Regel dem Wunsch des Patienten entspricht.

 

Eine qualitativ hochwertige ambulante Versorgung hilft Patienten und ihren Angehörigen, eine menschenwürdige Versorgung der Betroffenen auch bis zu ihrem Tode im häuslichen Umfeld zu ermöglichen.

 

© Deutsche Hirntumorhilfe e.V.

zurück

Wissenswertes

Tumortherapiefelder

Lebensqualität und Behandlung mit elektrischen Wechselfeldern

> mehr

PCV beim Gliom Grad 2

Alleinige Chemotherapie wirksam

> mehr

Cannabinoide beim Glioblastom

Erste Studiendaten zu Nabiximols und TMZ

> mehr