Podiumsdiskussion I
Auswahl häufig gestellter Patientenfragen
Wann kommt eine erneute Strahlentherapie in Betracht?
Prof. Dr. Dr. Jürgen Debus: Das hängt davon ab, ob der Tumor genau an der Stelle entstanden ist, die bereits bestrahlt wurde. In dieser Situation sollte die vorherige Strahlentherapie mindestens ein halbes Jahr zurückliegen. Tritt der Tumor an einer anderen Stelle auf, gibt es die Möglichkeit, eine komplette zweite Therapie, bestehend aus Operation, Strahlen- und medikamentöser Therapie, durchzuführen.
Wann ist das Einholen einer zweiten Meinung sinnvoll?
Prof. Dr. Peter Vajkoczy: Grundsätzlich kann man sagen, das Einholen einer Zweitmeinung ist nichts Unanständiges und steht Ihnen als Patient zu. Ich möchte Sie ermutigen, diesen Schritt zu gehen, wenn Sie weitere Informationen für Ihre Therapieentscheidung benötigen.
Wie gut sind die neuroonkologischen Forschungszentren miteinander vernetzt?
Prof. Dr. Peter Vajkoczy: Ich glaube, es gibt im Allgemeinen heute eine gute Vernetzung zwischen Klinikern und Forschern. Aber es ist ein weiter Weg, bis etwas Neues in die Klinik kommt. Nicht jede Klinik kann an sämtlichen Ansätzen forschen und nicht jede Forschung erhält die notwendige Unterstützung. Vor diesem Hintergrund ist der Austausch zwischen den an der Forschung Beteiligten sehr wichtig.
Können Fluoreszenz-gestützte Operationsverfahren auch bei Meningeomen eingesetzt werden?
Prof. Dr. Peter Vajkoczy: Diese Technik funktioniert auch bei Meningeomen, ist bei diesen Tumoren allerdings noch nicht so gut erforscht. Daran wird gearbeitet.
Muss bei der kombinierten Chemotherapie mit Temozolomid und CCNU mit stärkeren Nebenwirkungen gerechnet werden?
PD Dr. Agnieszka Korfel: Eine der Hauptnebenwirkungen von CCNU ist die Myelotoxizität, also eine Schädigung des Knochenmarks, wodurch die Zahl der Blutzellen abnimmt. Die Verminderung der weißen Blutkörperchen geht mit einem erhöhten Infektionsrisiko einher. Diese möglichen Begleiterscheinungen müssen sehr sorgfältig überwacht werden.
Ist der kombinierte Einsatz von Temozolomid und CCNU auch im Rezidivfall möglich?
PD Dr. Agnieszka Korfel: Es ist eine Möglichkeit, aber dazu liegen derzeit keine Daten vor.
Prof. Dr. Peter Vajkoczy: Es ist denkbar, dass Patienten mit methyliertem MGMT-Promoter, die zuvor bereits über einen längeren Zeitraum auf eine Chemotherapie angesprochen haben, im Rezidivfall von einer solchen kombinierten Therapie profitieren. Die Voraussetzungen müssen aber in jedem Fall individuell geprüft werden.
Kann die kombinierte Chemotherapie mit Temozolomid und CCNU auch bei Patienten ohne Methylierung des MGMT-Promoters eingesetzt werden?
PD Dr. Agnieszka Korfel: Auch diese Frage lässt sich im Moment nicht auf Grundlage verfügbarer Daten beantworten. Letztlich muss auch hier eine individuelle Entscheidung getroffen werden. Diese Option ist sicher nicht von vornherein ausgeschlossen.
An welchen Zentren wird die kombinierte Chemotherapie mit Temozolomid und CCNU angeboten?
PD Dr. Agnieszka Korfel: Diese Therapie ist nicht an bestimmte Zentren oder Standorte gebunden. Die eingesetzten Medikamente sind zugelassen und können von den behandelnden Ärzten verschrieben werden. Wichtig ist, dass die Zentren Erfahrung in der medikamentösen Behandlung von Gliomen haben.
Ist es sinnvoll, die etablierten Therapieverfahren durch zusätzliche Anwendungen zu ergänzen?
PD Dr. Agnieszka Korfel: Solange diese zusätzlichen Anwendungen nicht schaden bzw. die Therapie nicht behindern oder ein Vermögen kosten, gibt es keinen Grund, den Patienten vorzuschreiben, ob und wie sie ihre Therapie ergänzen sollten. In der Regel wird Ihnen Ihr behandelnder Arzt nicht böse sein, wenn Sie zusätzliche Dinge einsetzen. Allerdings müssen Sie auch akzeptieren, dass Ärzte ungeprüften Ansätzen nicht ohne Weiteres zustimmen.
Viel diskutiert wird seit einiger Zeit die zusätzliche Einnahme von Methadon während der Chemotherapie. Hier muss man darauf hinweisen, dass Methadon eben nicht völlig harmlos ist und unproblematisch zur Therapie hinzugefügt werden kann. Diese Substanz hat selbstverständlich Nebenwirkungen. Unter anderem muss man beachten, dass Methadon dazu neigt, sich im Gewebe anzureichern. Dadurch sind potentielle Nebenwirkungen schwer berechenbar. Außerdem kann Methadon die Wirkung anderer Substanzen, z.B. antikonvulsiver Medikamente, beeinflussen. Wenn Patienten soweit gehen, dass sie andere notwendige Medikamente absetzen wollen, damit sie Methadon nehmen können, ist sicherlich eine Grenze überschritten.
Auf jeden Fall sollten alle zusätzlich erfolgenden Anwendungen mit den behandelnden Ärzten besprochen werden. Nur so lässt sich die Therapie zum Wohle des Patienten steuern.