Optikusgliom
Optikusgliome sind Tumoren, die entlang des Sehnervs und der Sehbahn auftreten. Meist handelt es sich um niedriggradige Astrozytome (WHO-Grad 1). Diese Erkrankung tritt meist im jüngeren Kindesalter auf.
Histologie
-
meist niedriggradige Gliome des WHO-Grad 1
-
v.a. pilozytisches Astrozytom: Tumorzellen bilden feine fibrilläre Fortsätze, sog. Pilozyten (namensgebend)
-
selten fibrilläre Astrozytome
Epidemiologie
-
2-5 % der kindlichen Hirntumoren sind Optikusgliome
-
treten zu 70 % in der ersten Lebensdekade auf
-
weitere 20 % treten in der zweiten Lebensdekade auf
-
Vorkommen im Erwachsenenalter selten
-
Risikofaktor ist Neurofibromatose Typ I (hier typischerweise besonders junges Erkrankungsalter)
Symptome
-
oft symptomlos (Diagnose oft durch Zufallsbefunde)
-
Minderung der Sehkraft und Gesichtsfeldeinschränkungen
-
Hervortreten des Auges
-
Hirndruckzeichen (Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen)
Diagnose
-
neurologische Untersuchung sowie MRT
-
augenärztliche Untersuchung
-
häufig Vergrößerung des Sehnervkanals und/ oder Vergrößerung im Bereich der Sehnervenkreuzung im MRT sichtbar
-
weitere Merkmale in der Bildgebung: siehe Astrozytom 1 (i.d.R. gut abgegrenzte Struktur, Kontrastmittelaufnahme, gelegentlich Zysten)
Therapie
-
keine Standardtherapie
-
bei asymptomatischen Tumoren abwartendes und kontrollierendes Vorgehen möglich
-
falls möglich: operative Entfernung; jedoch meist gar nicht oder nur Teilentfernung möglich
-
bei inoperablen Tumoren zumindest Biopsie zur Diagnosesicherung
-
bei keiner oder nur teilweiser Entfernung: Chemotherapie und/ oder Strahlentherapie
-
ggfs. Radiochirurgie
-
ggfs. Immuntherapie
Rezidiv-Therapie
-
individuelle Therapieplanung
-
ggfs. (erneute) Operation
-
ggfs. (erneute) Strahlen- oder Chemotherapie
Nachsorge
-
anfangs alle 3 Monate; nach einem Jahr alle 6 bis 12 Monate Kontrollen
-
kontrastmittelgestütztes MRT als Methode der Wahl
-
ggfs. klinisch-neurologische, augenärztliche und endokrinologische Untersuchungen
Verlauf
-
spontane Remissionen (Rückbildungen) sind möglich
-
inoperable oder teilentfernte Tumoren können über Jahre konstant bleiben
-
Tumorprogression oder Rezidive bei knapp 40 % aller Betroffenen
-
45 % der Betroffenen erleben eine progressive Sehverschlechterung
Prognose
-
abhängig vom Ausmaß der Operation
-
vollständige Entfernung ist einer Heilung gleichzusetzen
-
bei Neurofibromatose-assoziierten Optikusgliomen bessere Prognose als bei sporadischen Optikusgliomen
aktualisiert am 25.10.2024