Meningeom

Meningeome sind die häufigsten primären intrakraniellen Tumoren. Im Gegensatz zu den meisten anderen Hirntumorarten entstehen sie nicht aus der Gehirnsubstanz, sondern entwickeln sich aus den Zellen der Hirnhäute. Es handelt sich fast ausschließlich um gutartige, langsam wachsende Tumoren. Die allermeisten Meningeome (90 %) treten zwar intrakraniell auf, jedoch können sie auch im Wirbelkanal (9 %), in der Augenhöhle oder an anderen Orten (ektop) auftreten.

 

Histologie

  • generell: Zwiebelschalenformation der Zellen und durch Verkalkung bedingte sog. Psammomkörper
  • 85 % aller Meningeome sind gutartig (benigne), 8-10 % atypisch und 2-5 % anaplastisch
  • pleomorphe, benigne Meningeome (WHO-Grad 1): keine anaplastischen Merkmale, viele verschiedene Subtypen(u.a. menigothelial oder fibroblastisch)
  • atypische Meningeome (WHO-Grad 2): erhöhte Zellteilungsrate, ggfs. Nekrosen, erhöhte Zelldichte u.a.
  • anaplastische Meningeome (WHO-Grad 3): hohe Zellteilungsrate, zahlreiche Nekrosen, hohe Zelldichte und Zellatypien
  • 70-80 % aller Meningeome weisen Progesteronrezeptoren auf  (hormonabhängiges Wachstum bspw. während einer Schwangerschaft), bei 27 % der Meningeome liegt eine Monosomie 22 vor

 

 

Epidemiologie

  • jährlich erkranken etwa 8 von 100.000 Menschen an einem Meningeom
  • das Erkrankungsalter liegt meist zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr
  • Frauen sind etwas häufiger betroffen
  • gehäuftes Auftreten bei Neurofibromatose Typ 2 und vorangegangener Strahlentherapie

 

 

Symptome

  • abhängig von der Lokalisation des Tumors
  • aufgrund des langsamen Wachstums häufig lange symptomlos
  • Hirndruckzeichen (z.B. Kopfschmerz, Müdigkeit, Übelkeit und Erbrechen)
  • neurologische Ausfälle (z.B. Sehstörungen, Gangunsicherheit, Schwäche einzelner Extremitäten oder einer Körperseite)
  • epileptische Anfälle
  • spinale (im Bereich des Rückemarks liegende) Meningeome: z.B. Rückenschmerzen, Schwäche, Taubheitsgefühl oder Kribbeln der Gliedmaße, Veränderungen der Reflexe

 

 

Diagnose

  • Diagnose mittels CT und MRT mit Kontrastmittel
  • meist scharf begrenzte Raumforderung mit perifokalem Ödem
  • intensive homogene Aufnahme von Kontrastmittel, ggfs. Dural-Tail-Sign (Verdickung der Hirnhaut seitlich neben dem Meningeom, welche in der Bildgebung wie ein Ausläufer des Tumors wirkt)
  • wenn nötig ggfs. MR-Angiographie, funktionelle MRT, MR-Spektroskopie und PET
  • in Ausnahmefällen: Biopsie zur Diagnosesicherung

 

 

Therapie

  • insbesondere bei zufällig entdeckten, langsam wachsenden und asymptomatischen Meningeomen bei älteren Menschen: Abwarten und bildgebende Verlaufskontrollen
  • ansonsten: möglichst komplette operative Entfernung des Hirntumors
  • bei gefäßreichen Tumoren ist eine präoperative Embolisation (Unterbindung der Blutversorgung des Tumors) möglich
  • bei inoperablen oder nicht vollständig entfernten Tumoren: Strahlentherapie
  • ggfs. ist die stereotaktische Radiochirurgie ebenfalls eine Therapieoption

 

 

Rezidiv-Therapie

  • erneute Operation
  • (erneute) Strahlentherapie oder Radiochirurgie
  • ggfs. Chemotherapie

 

 

Nachsorge

  • alle 6 bzw. 12 Monate Kontrolluntersuchungen (MRT, CT)
  • ggf. ophthalmologische, neurologische und endokrinologische Kontrollen

 

 

Verlauf

  • langsames, verdrängendes Wachstum mit Dura mater-Ausläufern
  • progressive Zunahme der Symptome ohne Behandlung

 

 

Prognose

  • bei gutartigen Meningeomen entspricht eine vollständige OP meist einer Heilung
  • bei höhergradigen Meningeomen, insbesondere WHO-Grad 3 ist die Prognose deutlich schlechter
  • Rezidivhäufigkeit beim WHO-Grad 1: 10-20 %
  • Rezidivhäufigkeit beim WHO-Grad 2: 20-40 %
  • Rezidivhäufigkeit beim WHO-Grad 3: 50-80 %
  • neben dem WHO-Grad ist die Rezidivwahrscheinlichkeit auch abhängig vom Resektionsausmaß (zwischen ca. 10 % bei kompletter Tumorenfernung und 40 % bei nur teilweiser Tumorentfernung)

 

 

aktualisiert am 25.10.2024

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